Konzerte

31.12.2021
22:00 Uhr
Virtuose Trompetengala zum Jahresausklang
Konstanz, Münster Unserer Lieben Frau

Mit Matthew Sadler (Trompete). Trompetenkonzerte und Orgelwerke u.a. von Bach, Vivaldi und Telemann

Kritik im Südkurier (Reinhard Müller) vom 03.01.2022:

"Festlicher Trompetenglanz und große Orgelwucht
Im Münster geleitete das Silvesterkonzert viele Zuhörer ins neue Jahr. Sie spendeten den Interpreten großen Applaus.

"Nach dem Ausfall vor einem Jahr kam das Silvesterkonzert zum Jahreswechsel jetzt im Münster rasch wieder in die Gänge: Trompete und Orgel ergänzten sich zu einer festlichen Klang-Gala. Das Konzert war ausverkauft, durfte allerdings, konform zur Pandemie mit dem Coronavirus, nur von deutlich weniger Gästen besuchen werden, als die Kirche gefasst hätte. An das Silvesterkonzert knüpften sich Erwartungen, die mit barock-üppigen Märschen und Entraden reich erfüllt wurden. Darüber hinaus aber spielten die beiden weitbekannten preisdekorierten Künstler spannende moderne Werke: Der Londoner Matthew Sadler an der Trompete, der internationale Verdienste um alte und zeitgenössische Musik hat, und Marcus Sterk an der Orgel, der berühmte Symphonieorchester von innen kennt, und sich auch mit Musikforschung und wirtschaftlich-musikalischen Themen befasst. Schon in den kurzen „Heroischen Märschen“ von Georg Philipp Telemann übernahm die Orgel weniger die Rolle einer dienenden Begleitung als die des Barockorchesters mit eigenem Bläserklang zur solistischen Trompete. Johann  Sebastian Bachs Beschäftigung mit der Italianità und dessen Bearbeitung von Antonio Vivaldis Konzert für Trompete und Orgel in D-Dur musizierte das Duo farbig und affektreich heraus. Es zeichnete die verspielten Passagen, die tremolierenden Melodien und das walzernd-tänzerische Finale mediterran, triumphal nach. Eine andere Welt tat sich auf mit dem im Jahr 1955 geborenen Naji Hakim und seinem Sonatensatz: Frei tonal, gestopfte Trompete, fast wie bei George Gershwin jazzend, mit der Orgel zusammen gar eine Bigband-Fantasie. Es war der Laune machende Ausreißer dieser Konzertstunde! Zum Konzertschluss war ein Gegenstück mit Wiedererkennungswert zu hören: Marc-Antoine Charpentiers „Te Deum“-Vorspiel im sattem Eurovisionsglanz seiner um die Welt gegangenen Rondomelodie. Zwischen die Duette eingebettet, ging Marcus Sterks Orgelrecital durch die Stationen der Musikgeschichte: Bachs  Präludium mit Fuge G-Dur, forsch durchgezogen, festlich im Duktus; das Pastorale von Gérard Bunk in spätromantischer Wiege- und Wellenatmosphäre; César Francks „Cantabile“ wie ein liebliches „Lied ohne Worte“; dann in der Toccata D-Dur von Marcel Lanquetuit (gestorben 1985) der Griff nach der französischen Orchester-Orgelwucht. Da standen Widors und Boellmanns Toccaten Pate in der virtuos flitzenden Manualpracht und dem Pedal-Posaunen-Fundament. Es war der Gipfelpunkt einer himmelwärts strebenden Klangfantasie. Beide Künstler waren glänzende Interpreten, die das Publikum fesselten. Beim Schlussapplaus hoben sich die Zuhörer von den Bänken. Ein Stück „alte“ Konzertgewohnheit war eine Stunde vor dem Jahreswechsel zurückgekehrt."